04
März
2017

Das versunkene Unterschulenberg

Der Ort unter der Okertalsperre

Das versunkene Unterschulenberg

Während unserer Touren im Harz finden wir manchmal auch bizarre Dinge. Jeder hat schon von dem Kirchturm gehört der im versunkenen Wasser steht. Dieser Kirchturm steht im Reschensee in Südtirol und ist mittlerweile ein Hingucker für Touristen geworden. Was man heute nicht mehr bedenkt, dass viele Menschen damals ihre Heimat verloren haben.

Jeder sagt sich "Bei uns gibt es sowas nicht !"

Doch leider ist diese Annahme falsch. Beim Bau der Okertalsperre musste ebenfalls ein Ort weichen. Der Bau der Talsperre war nötig um sie künftig zur Stromerzeugung, Niedrigwassererhöhung und zum Hochwasserschutz einzusetzen. 1938 wurde mit dem Bau begonnen. Wegen des Krieges und damit anders zu setzender Prioritäten wurde der Bau ab 1942 unterbrochen. Der Bau der eigentlichen Staumauer erfolgte 1952 bis 1956. Dringend wurde der Weiterbau auch, nachdem im schneereichen Winter 1946/47 Überschwemmungen vor allem in Wolfenbüttel und Braunschweig eingetreten waren.

Bereits seit 1928 gab es ein Bauverbot in Unterschulenberg. Im Jahre 1938 wurde dann eine Ortsumgehung gebaut, da die damalige Talstrasse wegen des späteren Stausees nicht mehr passierbar sein würde. Natürlich wehrten sich die Menschen und sprachen ihren Protest aus. Aber all dieses half nichts. Am Sonntag, den 29. August 1954 zogen die rund 300 Einwohner von Unterschulenberg nach Neu-Schulenberg. Heute ist es das Zentrum des heutigen Schulenbergs. Die Gebäude von Unterschulenberg wurden bis auf die Grundmauern abgerissen. Im Jahre 1956 wurde das Tal dann zum ersten Mal geflutet. 

In regenarmen Jahren kann der Wasserstand der Talsperre so stark absinken, dass Reste einzelner Grundmauern sowie die alte Talstraße mit ihren Brücken sichtbar werden. Wenige schwarze Mauern ragen dann aus dem Schlamm heraus. Deutlich ist die ehemalige Durchfahrtsstraße zu erkennen. Abgefallen von längst entsorgten Bootsstegen liegen ein paar gesunkene Fässer auf dem Boden des Sees. Wenn das Becken voll ist, liegen diese "Schätze" fast 30m unter dem Wasserspiegel. 

In unserer bald kommenden Folge aus Altenau werden wir auch die Okertalsperre besuchen und hiervon einige Bilder zeigen. 



 

Autor; Unterwegs in Niedersachsen Kategorie: Harz